Das Künerhaus und seine Geschichte

Das Künerhaus kann auf einige Jahrhunderte Geschichte zurückblicken: Jakob von Küner - bekannt durch die von ihm gegründete Fayence-Manufaktur (seit 1745 in Künersberg) - baute 1742 das ehemalige Lupinsche Haus zu einem Stadthaus im Geschmack der Zeit um. Etwas mehr als 100 Jahre später (1847) verkauften seine Erben das gesamte Anwesen an der Küner- und Krautgasse an den Schreinermeister Sebastian Kleiber. Dieser wiederum veräußerte das Haupthaus (Künergasse 2), in dem unter anderem auch die katholische Schule und die Kleinkinderaufbewahrungsanstalt untergebracht waren, sogleich an den Kaufmann Friedrich Groß (später Großhandlung Josef Steiner). Dieser Teil des ehemaligen Künerschen Besitzkomplexes wurde 1984 abgebrochen und durch einen Neubau nach altem Vorbild ersetzt.

Heute trägt eines der ehemaligen Neben- oder Ökonomiegebäude den Namen "Künerhaus"; dessen bauliche Gestalt verweist allerdings ins 16./17. Jahrhundert, also in vorkünersche Zeiten. In den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts errichteten die Gebrüder Franz Xaver und Paul Sorger hier eine Liqueur- und Essig-Fabrikation samt Weinhandlung und Zigarren-Lager, die 1897 an die jüdischen Kaufleute Lammfromm und Nathan überging. Nach dem Judenprogrom im November 1938 beendete die "Arisierung" von Haus und Betrieb den jüdischen Zeitabschnitt der Hausgeschichte; im März/April 1942 wurde Sara Nathan, geb. Schwabacher, nach Pianski bei Lublin deportiert und ermordet.

Bereits 1938 waren Bestände des Stadtarchivs vom Rathaus ins Künerhaus verlegt worden. Nach dem Ende des Weltkrieges gab die Stadt das Haus an die Verwaltung jüdischen Vermögens zurück, konnte es bald darauf aber erneut ankaufen. Fast vier Jahrzehnte lang lagerten hier -allerdings unter klimatisch sehr ungünstigen Bedingungen- Urkunden, Bände und Akten aus acht Jahrhunderten Stadtgeschichte. Der heute noch im Zuschauerraum stehende hölzerne Archivschrank ist ein Überrest dieser Hausnutzung.
Nach der Eröffnung und dem Bezug des Grimmelhauses im Jahre 1977 wurde das Künerhaus frei für das "Parterretheater im Künerhaus".

(Christoph Engelhard)